Wissenswertes über die Wühlmausbekämpfung
(von Franz Mühl)

Nachdem die Vorbehalte der Gartenfreunde gegen chemische Mittel jeglicher Art auch bei der Wühlmausbekämpfung immer größer werden, sucht man nach neuen Wegen - und findet dann doch die alten und bewährten. Berücksichtigt man den zeitlichen Aufwand für andere Bekämpfungsmethoden, so ist die gute alte Falle noch immer die billigste, erfolgreichste und vor allem umweltfreundlichste Möglichkeit

Grundkenntnisse über die Lebensweise der Wühlmäuse sind Voraussetzungen für erfolgreiches Fallenstellen. In Gestrüpp, hohem Gras und starker Mulchdecke bleiben sie meist unentdeckt und können vor allem im Spätherbst (Zeit des Vorratsammelns) große Schäden an Gehölzwurzeln anrichten. Dann dehnen sich die Baue auch weiter aus, als im Sommer.

Die Ausrüstung des Wühlmausfängers mit Fallen ist denkbar einfach:

  • ein Suchstab zum Aufspüren
  • ein schmaler Spachtel zum Aufschneiden der Gänge und zum Wegkratzen der eingefallenen Erde
  • und schließlich die Falle selbst.

Selbst einfachste Drahtfallen sind erfolgreich, wenn sie richtig gestellt sind. Üblicherweise bevorzugt man beidseitig fängige Drahtfallen; einseitige müssen mit der Öffnung zum Zentrum des Baues weisen und davor soll der Gang noch mindestens 30 cm gerade verlaufen.Man muss sich deshalb zuerst ein Bild von der Ausdehnung des Baues machen, denn im Zentrumsbereich sind die Wühlmäuse sehr vorsichtig und wühlen oft die Falle zu. Dann folgt die Verwühlprobe, indem man einen Gang öffnet und in beide Enden ein Stück Möhre oder Apfel legt. Ein Maulwurf wird das Möhrenstück herausschieben oder einen anderen Gang graben, die Wühlmaus dagegen holt den Köder herein und verschließt den Gang in kurzer Zeit wieder.

Bemerkenswert ist die Kastenfalle der Fa. Neudorff, genannt Wühlmausfänger. Sie arbeitet auf Köderbasis, etwa einem Möhrenstück und ist recht einfach zu spannen, ohne daß es "Fingerklemmer" gibt. Anders als bei den Drahtfallen-Systemen erfolgt die Feineinstellung gleichzeitig mit dem Spannen des Bügels. Anweisungen für optimales Aufstellen sind jeder Falle aufgeklebt.

Wühlmäuse haben neben einem sehr scharfen Gehör auch einen außerordentlich feinen Geruchssinn. Es empfiehlt sich deshalb, während der Jagd stets alte, mit Erde abgeriebene Handschuhe zu tragen. Sie halten sich auch nicht an die Regel der Maulwürfe, jeweils um 7.00, 11.00 und 17.00 Uhr die Erdhaufen zu stoßen. Narzissen meiden die Tiere, weil die Zwiebeln mit einem für sie unverträglichen Schleim versehen sind und Knoblauch mögen sie wegen des Geruchs nicht.

 

Schäden durch die Wühlmaus

In der Regel entstehen die meisten Baumschäden im Winter, wenn Krautwurzeln knapp sind. Am Löwenzahn, einer der bevorzugten Nahrungspflanzen, erkennt man ihre Anwesenheit; er sollte deshalb im Winter als "Zeigerpflanze" geschont werden. Andernfalls werden sofort die Wurzeln der Obstbäume, vorzugsweise von der verbreiteten Unterlage M 9, aber auch u.a. Brombeeren, Erdbeeren, Rosen genommen. Je tiefer die Temperaturen und je höher die Schneedecke (oder die Mulchdecke) ist, desto stärker sind die Fraßschäden. Sie werden oft erst deutlich, wenn die Pflanzen dann bei der kommenden Sommerhitze unter Wassermangel leiden und nach dem spärlichen Austrieb schnell welken. Schon geringer Fraßschaden wirkt sich ganz erheblich auf den Ertrag aus.

 

Bekämpfungsmittel im Volksglauben

Wühlmäuse sollen durch das Einlegen von Knoblauchzehen in die Gänge oder durch Nussbaum- und Holunderblätter vertrieben werden; manche schwören dagegen auf Molke, Fischköpfe und Ziegenmist.

 

Blanker Unsinn ist der Rat, Flaschen einzugraben, damit der darüber streichende Wind einen Heulton erzeugen soll. Zum ersten bläst ja der Wind selten so stark und im richtigen Winkel, daß Töne erzeugt werden könnten. Und dannhat man die Scherben im Garten, wenn die Flaschen bei der Bodenbearbeitung im hohen Unkraut zerschlagen werden. In alten Büchern ist zu lesen, daß man bei der Pflanzung Stachelbeer- oder Rosentriebe um die Wurzeln legen soll, um die Wühlmäuse fernzuhalten. Es fehlt aber der Rat, was zu tun sei, wenn diese Triebe nach einem Jahr verrottet sein werden. Hier irrten wohl die Alten. Ebenso wirkungslos erwies sich die Anpflanzung von Knoblauch, Wolfsmilch, Hundszunge oder Steinklee auf Baumscheiben. Ein Geschäft wird seit Jahren mit Klopf- oder Ultraschallgeräten gemacht; sie helfen auch - aber dem Hersteller, sonst sind sie völlig unbrauchbar.

 

Wirkungsvollere Maßnahmen

So wie bei fast allen Schadfaktoren sind erst einmal vorbeugende Maßnahmen anzuraten:

  • Drahtkorb aus handelsüblichem 6-eck-Geflecht (nicht plastikummantelt) mit 10 mm Maschenweite in die Pflanzgrube einpassen. Überstehende Ränder nach der Verfüllung zum Stamm hin schlagen, damit das Eindringen auch von oben verhindert wird.
  • Aufschichten hohlraumreicher Steinhaufen, in denen Mauswiesel Unterschlupf finden können.
  • Aufstellen T-förmiger, möglichst hoher Sitzkrücken für nachtaktive Greifvögel. Die Wühlmäuse kommen ja abends aus den Gängen, um zu Kräuter zu weiden. Dabei werden sie von den Greifen geholt.

Wo in Gärten fleißig gehackt, gemäht und gegangen wird, halten sich Wühlmäuse und Maulwürfe wegen der ständigen Unruhe nicht gerne auf; sie verziehen sich dann lieber in Nachbars "naturnahen", ruhigeren Garten.

 

Giftfreie Bekämpfung

Zur direkten, giftfreien Bekämpfung eignet sich im Freizeitgarten noch immer die Falle am besten. Unter den zahllosen Systemen sind jene zu bevorzugen, welche mit Sicherheit schnell und schmerzlos töten werden. So hat die so genannte Wühlmausröhre nach innen bewegliche Klappen, wodurch sich die Tiere lebend fangen. Entweder sie ersticken darin oder es gibt Schwierigkeiten, wie man sie da herauskriegt.

 

Gut brauchbar ist der Wühlmausfänger von Neudorff mit ausführlicher Gebrauchsanleitung. Richtig aufgestellt ist er den meisten anderen Fallensystemen überlegen. Doch bevor man Fallen ordnungsgemäß aufstellen kann, sind zuerst die Gänge aufzuspüren und dann zu testen, ob sie überhaupt "befahren" sind. Mithilfe eines stochernden Suchstabes ist ein Gang bald gefunden und anschließend mit einem Spatenstich die Röhre beidseitig freigelegt. Dann schiebt man ein Stück Möhre oder Apfel in beide Gangenden. Der Maulwurf wird die Möhre nach außen schieben; die Wühlmaus dagegen verzehrt den Köder oder trägt ihn ein und verschließt dann die Öffnung mit Erde. Auf dieser Seite wird man dann weiter nach Gebrauchsanleitung der Falle verfahren. Die Wühlmaus hat einen außerordentlich guten Geruchssinn, weshalb stets mit Erde eingeriebene Handschuhe zu tragen sind.

 

Einleitung von Kohlensäure (CO2)

In größeren Obstanlagen ist das Fallenstellen wohl etwas zu aufwendig. Unter den giftfreien Methoden hat sich hier die Einleitung von Kohlensäure am besten bewährt. Das Prinzip: Kohlensäure ist schwerer als Luft, kriecht deshalb (stets hangabwärts) auch in den letzten Winkel der Gänge, verdrängt dort rasch und unmerklich die Atemluft, wodurch die Tiere schnell und schmerzlos sterben. Dazu braucht man Kohlensäure in Stahlflaschen, ein Druckminderungsventil mit Manometer, einen einfachen Druckschlauch beliebiger (meist 5 m) Länge, einen Handgriff mit Abstellventil und ein an der Spitze leicht gebogenes Aluminiumrohr in Eigenbau, das gleichzeitig als Suchstab brauchbar ist. Dazu noch ein Transportmittel für die Stahlflaschen. Die Einzelteile gibt es recht billig im Fachhandel für Schweißbedarf oder in Bierverlagen, wo man sie aus Sicherheitsgründen auch gleich zusammenbauen lässt. Es genügt eine Einleitung von 2-3 Minuten Dauer pro Einlass-Stelle bei 0,3-1,0 bar. Diese Einlass-Stellen sollten eine Entfernung von 8-10 m untereinander nicht übersteigen.

 

Wühlmaus und Maulwurf

Während die Wühlmaus in Gärten und Obstanlagen vielfach beträchtliche Fraßschäden anrichten kann, wird der (ausdrücklich geschützte) Maulwurf höchstens durch seine Wühlarbeit lästig. Pflanzenschäden treten dabei aber nicht auf. Trotzdem wird er gelegentlich in Unkenntnis seiner Lebensweise wegen vermeintlicher Schädlichkeit in Fallen gefangen. In einer Zeitschrift von 1914 ist folgendes zu lesen: Bei uns bringt der getötete Maulwurf fast gar keinen Nutzen. Sein Fell wird höchstens zur Ausfütterung von Blaserohren oder zu Geldbeuteln verwendet. Lebendig bringt er dagegen großen Nutzen, stellt er doch dem Ungeziefer im Boden nach. Allerdings muss auch gesagt werden, dass er sehr gerne die Regenwürmer, aber niemals Engerlinge nimmt. Ein Maulwurf muss verhungern, wenn man ihn nur mit Engerlingen zusammensperrt.