Wissenswertes über Erdbeeren in Kürze

(von Franz Mühl)

Erdbeeren zählen zu den Rosengewächsen (Rosaceae).Die Gattung zählt wegen ihres staudenartigen Wuchses im botanischen Sinne nicht zum Obst, sondern als Nutzpflanze zum Gemüse. Dennoch ist sie im volkstümlichen Sprachgebrauch natürlich weiterhin dem Beerenobst zugeordnet . Die meisten Erdbeersorten blühen zwittrig und sind Selbstbefruchter, dennoch wirkt sich eine Fremd-bestäubung, durch eine weitere Sorte in der Nachbarreihe, deutlich ertragssteigernd aus. Auch heute noch verwendet man die Blätter für Haustee oder (jung) als Gemüse. Die Früchte können bekanntermaßen auch zu Anzeichen von Hautallergien führen. Dem Volksglauben zufolge bleibt man fieberfrei, wenn man - wie auch bei Ageratum, dem Leberbalsam- die ersten Blüten isst

Von den Gartenerdbeeren sind zwei Formen zu beachten, die sich in ihrer Reaktion auf die Tageslänge unterscheiden, so wie man es auch von verschiedenen Gemüsearten kennt. Die einmaltragenden Sorten gehören zu den Kurztagstypen, während die mehrmalstragenden als tagneutral gelten. Von den mehrmals tragenden entfernt man die erste Blüte, wenn eine Vollernte im Spätsommer/Herbst gewünscht wird. Die Kultur bringt im ersten Jahr die höchsten und gesündesten Erträge, im dritten dagegen die schlechtesten mit kleinen Früchten. Länger als drei Jahre sollen Erdbeeren keinesfalls auf dem Beet bleiben.

Der Standort

Zwar gedeihen Erdbeeren in fast allen Gartenböden, doch ist der Idealboden eher leicht, humos, ausreichend feucht und wegen der tiefgreifenden Wurzeln auch im Untergrund locker. Anzustreben ist eine mehr saure Bodenreaktion zwischen 5,5 auf leichten und 6,5 pH auf schwereren Böden, dazu eine sonnige Lage. Ertrag, Geschmack und wertvolle Inhaltsstoffe entwickeln sich unter diesen Bedingungen am besten, wobei auch eine halbschattige Lage vertragen wird.

Ein guter Standort kann zusätzlich durch Mischkulturen gefördert werden. So soll der Boretsch Befruchtung und Blütenansatz fördern, auch die Kombination mit Buchweizen, Petersilie, Porree, Zwiebel oder Knoblauch wird als günstig angesehen. Extrem nachteilig wirkt sich dagegen eine Nachbarschaft oder Vorkultur mit Gladiolen oder Stiefmütterchen aus, auch Bienenfreund, Kartoffeln, Tomaten und Spätkohlarten gelten als ungünstige Vorkulturen. Zwischen den Reihen hat sich eine Bodendecke mit Adlerfarn oder Fichtennadeln sehr gut bewährt. Bei Mangel an Wechselflächen ist die Kübelkultur eine Alternative.

Die Sortenwahl

Im Garten wählt man eher eine Sorte nach der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, Geschmack, Verwertbarkeit im Haushalt (z.B. Einfrieren, Marmelade).

Kaum eine Liste der Sortenempfehlungen (ähnlich der Rosen) ändert sich so schnell wie die der Erdbeeren, weil jährlich eine Reihe von „Neuheiten“ hinzukommen. Selbst Fachleute verlieren oft die Übersicht. Zu bedenken: Sorten, die innen sehr weiß oder hohl sind, eignen sich nicht gut zum Einfrieren oder für Nasskonserven; sie können dann weich, blass und farblos werden.

Robuste Erdbeersorten für den Anbau im Garten

Frühe / mittelfrühe

  • Honeoye (sehr früh)
  • Korona
  • Madeleine
  • Mars

Mittelspäte / späte

  • Petrina
  • Raurica
  • Sophie
  • Thuchampion

mehrmals tragende

  • Mara des Bois
  • Seascape

Monatserdbeeren

  • Verbesserte Rügen

Eigene Vermehrung

Erdbeersorten werden ausschließlich über Ausläufer vermehrt, wobei ihre Eigenschaften theoretisch erhalten bleiben. Leider treten aber bei jeder Eigenvermehrung Erbänderungen (Mutationen) auf, die, zusammen mit der Weitergabe von Krankheiten über die Ausläufer, zu einem Abbau der betreffenden Sorte nach einem gewissen Zeitraum führen können. Dadurch wird die Sorte geschwächt, sodass Ertrag und Qualität schon ab der 3. Generation deutlich nachlassen. Eigenvermehrung einer geschützten Sorte ist verboten. Dagegen gründet sich die Erhaltungszucht in den anerkannten Vermehrungsbetrieben auf so genannte Bestträger als Ausgangsmaterial und wird unter kontrollierten Bedingungen weiter aufgebaut.

Die Pflanzung

Besonders in Gebieten mit frühzeitigem Winterbeginn ist eine Pflanzung nach Ende August nicht mehr anzuraten. Es gilt noch immer: Je früher die Pflanzung, desto kräftiger die Wurzelbildung und demzufolge auch eine höhere Ernte im kommenden Jahr. Ab Anfang August gepflanzt, können die Wurzeln bei guten Bedingungen eine Tiefe über 100 cm erreichen, während sie sich horizontal etwa 60-80 cm ausbreiten. Die Hauptwurzelmasse liegt aber in den oberen 15-20 cm. Durch die frühe Pflanzung ist eine bestmögliche Blütenanlage im September und eine hohe Winterfestigkeit garantiert. Setzt man den Ertrag mit Pflanztermin Ende Juli mit 100 % an, so kann eine Pflanzung zum Ende August vergleichsweise nur noch 45% bringen. Bei Topfpflanzen ist der Unterschied weniger groß. Das Einpflanzen braucht Sorgfalt. "Die Mittelknospe muss den Himmel sehen"“, so sagt ein Gärtnerspruch. Zu tiefe Pflanzung unterdrückt die Blütenbildung zugunsten von Blattknospen und kann Wurzelkrankheiten fördern, zu hohe sind durch winterliche Trockenschäden gefährdet. Ohne Topfballen sollen die Wurzeln gerade und ungekürzt in den Boden kommen. Ein höherer Preis für getopfte Ware macht sich bei der Erdbeerpflanzung immer bezahlt. Vor der Pflanzung sorgt eine tief wurzelnde Gründüngung (Buchweizen, Lupinen, Sperli-Bodenkur, Ringelblumen, Tagetes) für beste Voraussetzungen für die künftige Wurzelbildung und Pflanzengesundheit.

Die Pflege

Nach der Pflanzung ist in gut kompostversorgten Böden kein zusätzlicher Dünger nötig. Allerdings reagieren (nicht nur) die Jungpflanzen auf organische Blattdünger wie Aminosol oder Siapton 0,5 % mit verbesserter Bewurzelung und größerer Lebenskraft. Während der Wasserbedarf vor der Blüte noch sehr hoch ist, lässt er zur Zeit der Fruchtbildung deutlich nach. Zu viel Wasser macht die Früchte wässerig, im Geschmack fade und anfälliger für Krankheiten, ganz besonders in schwereren Böden. Andererseits bleiben die Erdbeerfrüchte bei anhaltendem Wassermangel zu klein.

Nach der Ernte

soll alles Laub mit der Heckenschere, bei größeren Flächen mit dem (hochgestellten) Rasenmäher abgeschnitten werden. Die Gründe: · In den alten Blättern wandern bestimmte Hemmstoffe abwärts zum Rhizom und beeinflussen das nächstjährige Wachstum (kleinere Blätter und Früchte) mehr oder weniger stark. · Es haften noch Pilzkrankheiten an, welche die neuen Blätter infizieren können.

Die wichtigsten Krankheiten der Erdbeeren in Kürze

Grauschimmel (Botrytis)

ist ein Schwächeparasit, die auffälligste Pilzkrankheit und bei manchen Sorten typisch. Befallsfördernd wirkt einseitige und späte Stickstoffdüngung, dichter Bestand und gleichzeitig feuchtschwüles Wetter. Der Pilz überwintert an abgestorbenen Pflanzenteilen. Die Infektion erfolgt im Frühjahr über die Kelchblätter und Blüte. Befällt auch Himbeeren und Brombeeren.

Grauschimmelfäule (Botrytis)

In einem Versuch wurden gute Erfolge erzielt, wenn man mehrmals 60 g/10 l Zucker + Siapton (Blattbalsam Neudorff) in die Blüte spritzte.

Erdbeermehltau

ist bei anfälligen Sorten eine ernst zu nehmende Krankheit. Blätter, Blüten und Früchte werden befallen. Besonders gefährdet sind ältere und verunkrautete Bestände. Durch das Abmähen des alten Laubes nach der Ernte werden viele Infektionsquellen ausgeschaltet.

Verticillium-Welke

tritt in den Reihen nesterweise auf und äußert sich im Frühsommer durch Pflanzenwelke. Wassergaben fördern noch zusätzlich die Pilzentwicklung. Wurzeln sind gebräunt. Der Pilz kann mit seinen Dauerkörpern bis zu 15 Jahren im Boden überdauern und einen Nachbau mit Erdbeeren erneut befallen. Über die Ausläufer werden auch die Kindel infiziert, die für eine Vermehrung unbrauchbar werden. Anfällige Vorfrüchte sind Kartoffeln, Tomaten, Himbeeren.

Schnecken

sind ein immer diskutiertes Thema im Gartenbereich. Sie verstecken sich tagsüber in Bodenspalten, wo sie auch ihre Eier ablegen. Fleißiges Hacken verhindert dort ihren Aufenthalt. Schafft man Schlupfwinkel für die nachtaktiven Igel, so ist man auch schon einen Teil der Plage los. Die Wirkung von Bierfallen oder den Einsatz von Kaffee sollte man jedoch nicht überschätzen. Wirkungsvoller ist tagsüber das Absammeln unter Trittplatten oder Rhabarberblättern. Das Schneckenkorn Ferramol (Neudorff) soll mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat sehr lange aufnahmefähig bleiben und wird schließlich im Boden bakteriell in seine Bestandteile Eisen und Phosphor abgebaut. Igel, Laufkäfer und Haustiere sind lt. Firmenprospekt durch Ferramol nicht gefährdet.

Neuerdings gibt es auch parasitäre Nematoden zur biologischen Schneckenbekämpfung bei Fa. Sautter & Stepper, in 72119 Ammerbuch. Eine weitere Möglichkeit zur Abwehr ist der Einbau eines sogenannten Schneckenzaunes um die Beete oder Anpflanzung von Kerbel als Duftbarriere in die Reihen. Auch Holzasche, Fichtennadeln und Sägespäne sollen für Schnecken in der Kriechspur schwer zu überwinden sein. Laufenten sind zwar sehr wirkungsvolle Schneckenvertilger, doch dürfte diese Anschaffung aus verschiedenen Gründen auch keine Lösung sein.